Dienstag, 24. November 2015

Teneriffa - Abseits der Touristenfalle

Inselfeeling, Vulkane, Restsommer und Wandern im November? Warum nicht mal die größte der kanarischen Inseln beackern!
Geplant, gemacht, getan!
Vom 11.-18. November beehrte ich oder vielmehr mich, die landschaftlich äußerst abwechslungsreiche Insel Teneriffa.
Geflogen bin ich mit easyjet, genächtigt, gegessen und ausgeruht habe ich mich im familiengeführten Hotel Alta Montana in Vilaflor. Top Lage in den Bergen, über 2000m, Hangsicht bis hinunter zur Südküste (wenn man denn Glück hat), nette Leute und gleichgesinnte Gäste, also ein perfekter Ausgangspunkt.


Natürlich buchte ich ab Flughafen vorab einen Mietwagen, ein kleinen, ganz und gar NICHT kompakten Toyota Yaris, welcher aber aber völlig für meine Belange genügen sollte.
Los gehts! Vamos! Vamos!

Tag 2 - Donnerstag, 12.11 - Teide Nationalpark komplett

Von Vilaflor ging es mit dem Auto nach reichhaltigem Frühstück die ungezählten, engen Serpentinen hinauf in den Nationalpark. Die Temperaturanzeige sank ganz offensichtlich, ließ sich aber noch über 10° halten, das Wetter war allgemein auch sehr schön.
Der Tag war im Folgenden geprägt durch das Lösen diverser Aufgaben geologischer Art für ganz unterschiedliche Earthcaches.

1.Stop: bei den Caldera-Kratern

Lavaströme in verschiedenen Farbabstufungen(altersabhängig) vermitteln einen ungefähren Eindruck eines Vulkanausbruches und die Ausmaße dessen.















2.Stop: der Felsbogen La Zapatilla de la Reina

= der Schuh der Königin, welcher sich im Morgenlicht von hinten besser gefallen ließ















3.Stop: an einem Infoschild mit Blick in die Sedimentebenen an den Bergkesseln....den Pico El Teide immer im Hintergrund


4.Stop: Los Azulejos

hier zeigten sich sehr unterschiedliche Farbgebungen im Vulkangestein, ausgelöst durch hydrothermale Alterationen(Regenwasser trifft auf aktivem Vulkangrund)
















5.Stop: La Catedral

hier gibt es einen kathedralenähnlich aufragenden Felsenkoloß...viele Touristen werden zudem aus Bussen geworfen, ich entfliehe dem Ganzen, indem ich eine Anhöhe mit superben Blick bekraxele


6.Stop: Roque de Garcia

mächtige Felsendome schließen eindrücklich zur genannten Kathedrale auf


7.Stop: El Tabonal

ein netter Aussichtspunkt am Fuße des Teides

8.Stop: Minas de San Jose

man läuft auf Bimssteinfeldern zwischen größeren Lavafelsen.....ein Gefühl, man befände sich auf dem Mars, wenn nur all die Leute nicht wären....
















9.Stop: die steinerne Rose


So verging allmählich ein schöner Tag, aber ich hatte durchaus noch Zeit.
Beim Verlassen des Nationalparks suchte ich noch diverse Trad. Caches auf und genoß ganz einfach die immer wieder fantastischen Aussichten.


Ganz großartig, kurz vor Vilaflor: die mächtigste Pinie der Insel, die Pino Gordo:


Wie immer in fremden Ländern, ließ ich es mir auch hier nicht nehmen, einen Friedhof aufzusuchen.
Typisch katholisch würde ich meinen:















Wie Reverend John Brown hierherkam, erschloß sich mir allerdings nicht wirklich.

Tag 3 - Freitag, 13.11. - Kanalwanderung El Batan

Tag 3, Teneriffa. Zeit für die erste größere Wanderung.
Mein Ziel wurde das Anaga-Gebirge im Nordosten der Insel. Noch in der Dunkelheit fuhr ich via der TF1-Autobahn erst hinunter, dann hoch, letztlich natürlich wieder schlängelnd beengend bis zum Startpunkt.
Eine ziemlich krasse Anfahrt, mit ein, zwei kurzen Verfahrereien, recht abenteuerlich.
Im Anaga-Gebirge blitzt dem geneigten Hiker als Besonderheit die Kanalwanderung El Batan ab dem verschlafenen Örtchen Bejia ins Auge. Also los....



In aller Stille begann ich in völliger Einsamkeit den etwa 3h Rundweg durch ganz unterschiedliche Vegetation. Den Hang hoch, dann wieder nach unten, bis es ab der Hälfte der beschaulichen Strecke in den Einstieg ins alte Kanalsystem überging.





Außer einem einzigen Einheimischen, der was weiß ich wohin entschwand, begegnete ich die ganze Zeit Niemanden weiter.
Solche, nicht mehr genutzten Wasserkanäle eignen sich hervorragend zum Wandern, wenn man auch wegen Absturzgefahr stets Obacht walten lassen sollte.





Mit guten Boots, Trittsicherheit und hier ebenfalls von Nöten: eine Taschenlampe, ist das alles gar kein Problem. Klare Sache: ein Highlight auf Teneriffa!





Da mein Tag früh begann, war ich vor Ort bereits um die Mittagszeit am Ende der Kanalwanderung angelangt. Zeit genug also weiter ein wenig die Nordinsel zu observieren.
Pirates Treasure, ein besonderer Höhlencache, verhieß nicht nur Abenteuer, sondern auch geniale Blicke auf die felsenbewehrte, stürmische Küste. Die Matratze in der Höhle, verursachte jedoch schon ein etwas mulmiges Gefühl bei mir.




Abseits der furchtbaren Touristenkomplexbauten, schlenderte ich dann ein wenig auf einem Hochpfad an der Küste um hernach ein bißchen Lost-Place Feeling zu atmen.



El Gordo: ein aufgebenes Wasserwerk direkt am Fuße eines terrassierten Berges am Meer gelegen.
Der Hinabgang ist seit geraumer Zeit verboten. Das ignorierte ich, schob die eiserne Tür beiseite und stieg hinab in eine bezaubernde Kulisse ähnlich einer alten verlassenen Kirche. Toll!




Im Anschluß oder war es zwischendurch(?) gönnte ich mir in einem nahegelegen Café ein kleines Kaffeekränzchen und trat spätnachmittags die Rückfahrt durch das Landesinnere, also durch den Teide NP an.
Klar doch, gab es wieder so einige Zwischenstops.



Tag 4: Samstag, 14.11. - 3718m

Mein Hauptanliegen dieser Woche war klarerweise die Besteigung des Pico El Teide.
Frohen Mutes trat ich etwa 6 Uhr in aller Herrgottsfrühe die 30minütige Fahrt bis zum Trailhead im Nationalpark noch im Dunkeln an.


Zeitlich perfekt abgestimmt, lief ich mit einsetzendem Sonnenaufgang noch recht lässig in großen Schleifen den Weg vorbei am Montana Blanca, dabei überm gebirgigen Horizont die aufstrebende Sonne.....zu schön.



So lief es sich eine ziemliche Weile, vorbei an possierlichen Vulkanbomben, dann zeigte sich diese Kreuzung mit anderen Wanderwegen und es gab von nun an keine Gnade mehr.
















Steil und steiler....und noch steiler trottete ich, wohlweislich langsam, wegen der immer dünner werdenden Luft, den Weg hoch. Minusgrade erlebte ich heute nicht, allerdings häuften sich die von mir eingelegten Pausen. Das wiederum lohnte sich allein der Aussichten wegen immer wieder.















Auflockern ließ sich die Sache durch ein wenig Geocaching, zur Wanderung die perfekte Kombination. Richtig super bot sich hierfür der Extra-Abstecher (nur GPS-erkenntlich) in eine Magmakammer, also Höhle, welche ich mittels vorhandener Leiter gut einsehen konnte.
Die hier sonst üblichen Eiszapfen fand ich leider nicht vor, dafür aber Schnee und bittere Kälte.



Den Rest bis zum "Fastoben" wo auch die Seilbahn eintrudelt, gab ich nochmal mein Letztes und war dann richtig happy angekommen zu sein.


Möchte man aber bis wirklich ganz zur obersten Spitze des Teide, quasi bis zum Krater des Vulkans, benötigt ein Jeder dafür ein Permit. Der Fragilität des Krates wegen, darf nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern zeitlich am Tage verteilt, dort hinauf. Natürlich bemühte ich mich rechtzeitig (Monate vorher!!) um eine solche Erlaubnis und durfte sogar schon um 11 Uhr, also 2h früher hinauflaufen.
Anstrengender ging es nach den letzten 4 Stunden kaum noch, jeder Meter eine Qual.



Nun...am Ende dann auf der höchsten aller spanischen Erhebungen zu stehen, erfüllte mich mit ein wenig Stolz.
Die Aussichten waren unübertrefflich. Der Geruch von Schwefel umhüllte mich, es gab dampfende Kraterlöcher, die Vielfarbigkeit und das Wetterglück, wirklich ein Erlebnis seltener Art, das die Strapazen nach oben vollends entschädigte.




Insgesamt hielt ich mich 2 Stunden auf dem Teide auf, viel gab es zu entdecken, auch die Sicht in den noch massiveren Krater des Pico Vieje ist nicht zu verachten.


Für den Rückzug bedurfte es dann lediglich 2,5h, wobei mich die Gefahr des Rutschens stetig in Anspannung hielt.
Gänzlich zufrieden und nicht wirklich ausgelaugt, erreichte ich am späteren Nachmittag mein Auto, die Sicht hinab, gefiel mir ebenfalls ausgesprochen gut.



Entspannt klang der Tag für mich aus. Am Ende fachsimpelte ich noch mit netten Südtirolern an der Hausbar des Hotels, dann war ich wirklich bettreif.


Tag 5: Sonntag, 15.11. - Baden verboten, Lepra und Obscuridad

Diesen Tag, gänzlich verlorener Orte gewidmet, ließ ich mal gemütlich angehen. So dauerte es für meine Verhältnisse wesentlich länger, bis ich mein erstes Ziel im Süden Teneriffas anvisierte.
Bei einem alten, desolaten Freibad, direkt an der Südküste gelegen, hing ich der Rätselei und Spurensuche nach.




Da hier in unmittelbarer Nachbarschaft wohl noch Jemand wohnt, bzw. vielmehr haust, verhielt ich mich sehr ruhig und durchforstete die gesamte Anlage. Anschließend lief ich in den nahegelegenen Ort zum Auto und Ziel numero duo rückte auf.
















Abades - eine aufgebene, ehemalige Lepra-Kolonie, welche irgendwann in den 50igern vom spanischen Militär übernommen wurde(nachdem die Krankeit fast völlig ausgerottet war) und nun völlig verwaist daliegt.




Durch lichtdurchflutete, leerstehende, teils vermüllte Bauten wandelte ich geisterhaft umher, der Atlantik im Hintergrund, spielte die Musik dazu und dann als kleinen Höhepunkt: die doch sehr große und immer noch ansehnliche Kirche, welche fast einsiedlerisch und trotzig ihren Standpunkt zu verteidigen scheint.





Schönes "Ausflugsziel" muß ich konstatieren. Mir aber wurde es irgendwann zu warm, da kam mir der weithin sichtbare, windumwehte Leuchtturm in der Nähe ganz recht.


Lange hielt ich mich dort aber auch nicht auf.
Destination Drei brachte mich wieder ins Landesinnere, zum Barranco del Rio, einem nicht mehr genutzten Staudamm.
Vorsichtig näherte ich mich von der Anhöhe, wo ich mein Auto parkte, dem doch ziemlich imposanten Lost Place. Ein Multi-Cache führte mich nun zielsicher rundherum, so daß ich wirklich tolle Einblicke ins Gesamtbauwerk nicht verpassen konnte.










Der Bonus: Das Innere des Staudamms!! Ein offenes Tor lädt ja förmlich dazu ein, die dunklen Abgründe dessen aufzusuchen.
Taschenlampe hatte ich dabei, so stieg ich bedächtig in die morbiden Tiefen des Dammes in die verstaubte Dunkelheit, Obscuridad.




Mystisch und etwas unheimlich, konnte ich aber schnell anhand von weißen Markierungen, die gesuchte Box mit meinen Insignien verzieren.
Neugierig schaute ich mich noch ein wenig um, bevor ich diese gottverlassene Gegend circa 14 Uhr Richtung Vilaflor verließ.


Café, Essen, Eis, Schwätzereien im Hotel und eine super Massage perfektionierten dann diesen "gemütlichen" Tag.
Wenn da die Anschläge von Paris nicht wären. Mensch vor genau einem Jahr, war ich erst dort......

Tag 6: Montag, 16.11. - Masca

Auf der Westseite der Insel, vielmehr im Nordwesten befindet sich das Teno-Gebirge, in dem sich die vielbegangene Mascaschlucht bis hinunter zur Küste schlängelt.
Vor 6 Uhr trat ich die 1,5 stündige Fahrt dorthin an, um mich als früher Vogel dieser Schlucht zu widmen. Mein Plan war es, Masca vom gleichnamigen Dorf so früh wie möglich bis zum Meer zu durchwandern und eben nicht mit dem Boot zurückzuschippern, sondern wieder hoch zum Dorf zu laufen.
Top Wetter zeichnete sich bereits ab, die Anfahrt nach Masca glich dem reinsten Bergkurvenabenteuer und Parkmöglichkeiten gabs noch zuhauf, was später dann für Spätanreisende eine Tortur werden konnte.




Nach kurzem steilen Abstieg in die Tiefe, umschlossen mich recht bald mächtige Schluchtenwände, ein kleiner Bach durchfräste das Gestein und war nebst einigen Vögeln hier und da, das einzige Geräusch an diesem schönen Morgen.




Viele Hindernisse taten sich auf, oft gab es mehrere Optionen zur Umwanderung derer.
So lief, kletterte und duckte es sich so dahin, plötzlich ein fotogener Arch und schon kam das Meeresrauschen immer näher.









Gute 3 Stunden und ich befand mich an dem steinigen, sich im Schatten befindlichen, schwarzsandigen Strand. Richtiges Baden verkniff ich mir ob der tosenden Brandung dann doch lieber.
Viele Leute war nicht zugegen, von daher genoß ich nach Abschluß eines Multicaches am steilen Küstenhang die Umgebung und machte mich irgendwann für den Rückweg startklar.




Komischerweise war der damit verbundene Aufstieg mit lediglich 1,5h viel besser zu laufen, obwohl mir nun Völkerscharen an Touristen und ganzer Gruppen entgegenkamen. Dies tat dem Spaß kein Abbruch, erstmal oben angekommen, belohnte ich mich mit einem Chillout bei frischer Zitronenlimonade, Cafe und Kirschkuchen.
In der Nähe zupfte ein Straßenmusiker seine Gitarre, die Sonne schien und ich hatte noch alle Zeit der Welt.
Für die Rückfahrt durch den Teide Nationalpark nahm ich mir noch so einige Geocaches zu Gemüte, kraxelte dafür in Lavahöhlen und genoß fantastische Aussichten sowohl auf den Pico del Teide als auch dem Pico Viejo.





Spanisch traditionell beendete ich den Tag mit Paella und Meeresfrüchten, dazu einen Schoppen Wein.
Qué bien!

Tag 7: Dienstag, 17.11 - Immer im Kreis

So so, der letzte volle Urlaubstag auf dem schönen spanischen Eiland.
Nun denn, wollte ich doch mal wieder gemütlich in diesen Tag starten, fuhr freudig und entspannt vom Hotel los und da zieht doch das Lenkrad vom Auto kräftigst zur Linken. Meine böse Ahnung bewahrheitete sich: ein Platten!
Och nö!
An der nahegelegenen Tankstelle wechselte mir ein williger Tankwart, ohne daß ich wirklich darum bat, fix den Reifen, vom Hotel aus klärte ich das weitere Verfahren und erhielt beim Verleih am Airport prompt und komplikationslos einen anderen Mietwagen.
Was nun? Planänderung, das Programm wird rückwärtsgespult.
Ich machte mich auf den Weg an die Westküste, suchte eine Felsspalte direkt über dem Meer auf und ging tatsächlich noch in der Nähe mal baden. Es war warm, sowohl im als auch außerhalb des Wassers. Aber das Strandgetümmel ist nicht wirklich meins.



Anschließend zog ich es doch vor, die Einsamkeit aufzusuchen und enterte erneut den Teide NP vom Westen her kommend.
Rund um den Chinyero gibts nämlich einen superben Wanderweg in unglaublich idyllischer Szenerie, die fast einer Mondlandschaft gleicht.




Erstaunlich, wie sich auf diesem störrisch-harten Lavarockboden Pinien trotzig behaupten können.
Der Chinyero selbst, besticht in der Hauptsache durch seine Farbgebung und dem völlig kargem Aussehen.
















Ein Auge fürs Detail lohnt, man findet riesige Pinienzapfen, enorm lange Nadeln desselben Baumes, skurril geformtes Lavagestein und natürlich das ein oder andere "Dös`chen" ;)






Zwischendurch läuft "es" sich direkt über geebneten Lavaströmen, was einem Gang durch die Einöde Tolkiens Mordor ziemlich nahekommen könnte.





Einen Extra-Abstecher zum Montana de la Cruz mutete ich mir auch noch zu, beste Aussichten aufs Rundherum garantiert! Spiralenförmig umrundete ich diesen Berg bis zur wirklich absoluten Spitze, auf der ich mittels Weitsprung ein Flachdach eines Hauses beehrte :D
















Bei der Rückfahrt zum Hotel bot sich mir noch ein besonderes Bonbon.
In zunächst noch luftiger Höhenlage hielten alle möglichen Leute an diversen Parkbuchten, um auf eine riesige Wolkendecke zu schauen, um dann, wenn es denn bergab gehen sollte, durch eben diese Wolke hindurch zu fahren.
Hatte ich auch noch nicht erlebt, ziemlich cool.


Im Alta Montana akklimatisierte ich mich letztlich, aß genußvoll zu Abend und klönte am Ende mit den Südtirolern und Leuten aus Bayern noch lange im Hotelrestaurant.
Gesprächsstoff gab es zuhauf, denn die Interessen waren ja nicht unähnlich.
Schöner Tag, trotz Reifenpanne.

Zusammengefaßt:

Zum letzten Tag gibts nichts Besonderes zu erwähnen. Es klappte alles reibungslos, ich stromerte vorher noch zeitbedingt ein wenig an der Küste umher und konnte Teneriffa als Volltreffer für mich verbuchen.