Dienstag, 22. März 2016


 Chicago - März 2016

"It was So easy to disappear, so easy to deny knowledge, so very easy in the smoke and din to mask that something dark had taken root. This was on the eve of the greatest fair in history."

Erik Larson

In aller Kürze

Kurzentschluß, da enorm günstiger Flugpreis

Kurzweiliger Flug mit Air Berlin

Kurze Entfernungen per pedes, per CTA, per rental car

Kurze Nächte im `House of the two urns`



Day 1: Freitag, 11.3 - 360°

Gespannt war ich bei Ankunft, nach ziemlich zügiger Einreiseprozedur zum sechsten Male in die Staaten, wie denn so das Wetter in Chicago so um diese Jahreszeit wäre, und ich wurde nicht enttäuscht. Damit war nach irgendwann 12 Uhr meine Laune bestens und ich erhaschte einen dieser Wochenpässe für die CTA (Bahnsystem Chicagos).
Perfekt via der Blue Line mit einem der größten Flughäfen der Welt, dem O`Hare Int. Airport verbunden, war ich bereits kurz nach Mittag in "meiner" Neighborhood, am B&B House Of The Two Urns.
Schnell den warmen Empfang, das fixe Einrichten in meinem Katzenzimmer und mich hielt nichts mehr zurück, noch etwas vom Innenleben der City zu sehen.

Watertower
360° Chicago





















Wow! Erinnerungen an NY werden wach. Man wandelt zwischen finsteren, enorm hohen Riesen und hat den "Tag" eigentlich erst irgendwo oben. Das macht Spaß. Leicht kühler Wind umweht mein Antlitz, mein GPS führt mich wacklig, denn die Betonfronten schirmen den Empfang erheblich ab.
Dem GC und meinem Ehrgeiz diesbezüglich macht das nichts aus.
Zum Watertower, der sich nicht wirklich ins Gesamtbild fügen will, ist die Tatsache, daß dieser eins der wenigen überlebenden Gebäude des Großen Brandes von 1871 ist, von Interesse.



Ich flutsche durch die Schluchten, wie ein Neugeborenes durch den Geburtskanal, hier was zu sehen, da was, M&M`s schon obligatorisch, ein leckeres asiatisches Süppchen, ein fast ebenso obligatorisch dröhnender Schädel und das Treiben der Stadt in den Abend.


Tribune Tower


Bevor die Lichter Chicagos sich einschalteten, machte ich mich auf dem Weg zum 360° Chicago, vormals Hancock Tower. Der über 300m hohe Turm bietet natürlich vor Allem eins: Aussicht!!!
Das Observation Deck im 94.Stock, alles hinter Glas, leider, die TILT-Attraktion mit Neigung des Geneigten in Richtung Abgrund (danach torkelte ich wie besoffen über den Flur) und das Aufkommen der blauen Stunde mit dem einsetzenden Lichtermeer der Stadt--->Toll!






Einmal in Windeseile mit dem Lift unten angekommen, war`s dann heute auch genug für mich. Ab zur Bahn, ab ins Bett.



Day 2: Samstag, 12.3. - St.Patrick? Ja St.Patrick!

Gemeinschaftliches, selbstgemachtes Frühstück um 8, ein alter bärtiger Jude mit seiner Familie und die Gastgeber.
Nettes Gespräch über Trump, die Trump-Proteste und das Reisen. Wie konträr!
Heute der wegen der kommenden Wahlen vorgezogener St. Patrick`s Day. Jippie!
Auf ins Getümmel! Und nichts Anderes sollte es werden.

Division

Nach 9 Uhr schon, tingelte ich durch die Straßen Chicagos.
Immer in der Nähe des Chicago Rivers, denn der wurde allmählich zur Feier des Tages grün eingefärbt.





Massen, teils kunstvoll in grün verkleidet/geschmückt, der Alkohol floß reichlich, dazu Dudelsackmusik, hallend durch die Häuserschluchten, Kajaks & Boote auf dem Wasser, berittende Polizei, die Leute auf den Palisaden & Brückengeländern und eine nicht endenwollende Partystimmung.

















Für mich hieß es kreuz und quer zu gehen, dann etwas Ruhe im Chicago Cultural Center nahe der Michigan Ave. Alles sehr eindrücklich, opulent-imposante Kuppeln, Weitwinkel war gefragt.




Weiter, weiter, da der Beginn der Route 66, da der TV-bekannte Loop und immer wieder der Blick nach oben.





Entspannung, Luftholen am Navy Pier mit dem schnöden Riesenrad, der Lake Michigan--> andere Uferseite? Kannste vergessen! Nicht zu sehen!
Ein alter historischer Multi-Cache faszinierte mich-->leichte Aufgabe, schneller Fund. Hurra!
Strandfeeling, wenigstens ein bißchen und der famose Skylineblick.



Danach hatte ich noch mehr Sehnsucht nach Abgeschiedenheit.
Was kam mir da gelegener als ein Offside-Earthcache in einem der Südviertel der Stadt!
Eine alte Mine gabs zu bestaunen und dann den geologischen Blick zu schärfen.
Zeit, die hatte ich noch genug....wieder hinein in die trunkene Zitteyyyyyy.


Ab zum Millenium Park mit all den großen und kleinen Dingen.
Der Klassiker---> the bean aka cloud gate. Heute besonders voll, war ja klar.






Das Jay Pritzker Pavilion, moderne Kunst und allerlei Gedöns dieser Art hielten mich durchaus im Banne, aber irgendwann hat Jeder mal Hunger.
Die famous deep-dished Pizza mußte es einfach sein! 
Ran an die Bar(Warten inklusive), aus medium size mach maxi size, dunkles Bier, Sport im screen, na klar und allem in allem........bin ich viiiiiiel gelaufen heute.

Day 3: Sonntag, 13.3. - Mission Mai `2000 und Ganztagsregen in Wisconsin

Einen Chicago-Offday sollte ich mir schon genehmigen, oder?
Nicht ganz, denn nach erneut formidablen Frühstück mußte ich noch zum O`Hare meinen Mietwagen abholen.
Regen, ohne Unterlaß, aber eher der leichteren Gußintensität, wurde mein plätschernder Begleiter.
Den Dodge, welchen ich bekam, fütterte ich navi-technisch zuerst mit dem Ort Sutton, noch im Staate Illinois gelegen.
Dort in der Nähe galt es den drittältesten noch existierenden GC der Welt, namens `Beverly` zu finden.



Klares Pflichtprogramm für mich, düstere Gegend, keine einzige Menschenseele und ab durchs Gestrüpp zum Ziel gps-siert!
Anschließend entdeckte ich noch einen alten, verottenden Oldtimer mitten im Wald und hoffte die ganze Zeit, nicht von einem schießwütigen Hinterwäldler erschossen zu werden.


Ich liebe Staatsgrenzen, also fuhr ich weiter nach Wisconsin, einfach nur so quer übers Land.
Hier und da einen Cache, bevorzugt Virtuals, Kaffeetrinken bei Starbucks und Chatten mit der Heimat. Ziemlich relaxt, das Alles.



Desweiteren besichtigte ich noch diesen alten Wasserturm in Clinton, historische Siedlerstätten und obendrauf, tätigte ich, bescheuert wie ich bin, einen verregneten Spaziergang in/am Lake Geneva.
Hat mir dennoch ganz gut gefallen....diese kleine Landpartie in Wisconsin.







Nach komplikationsloser Autoabgabe, war ich abendlich wieder im 2Urns. Stilvolle Gastlichkeit im Übrigen:




Feststellung des Tages: Kalte Pizza schmeckt nicht!

Day 4: Montag, 14.3. - Größenverschiebungen

Wetterumschwung! Wie gut!
Also nichts wie hinein in den Trubel der Stadt, zuerst raus zum Oak Park, ein wenig rumlatschen und Neighborhood-Feeling aufsaugen.





Mal keine Touri-Schwemmen und lautes Getöse. Ein Leben abseits der Kongresse, Politik und der großen Sehenswürdigkeiten, den Hochhäusern usw.



Einen Geocache-Insider: The Return Of The Big Monster Door! 
Aus klein mach groß und aus groß mach klein. Ziemlich witzige Idee.



Da ich mich schonmal in Sichtweite zu Willis Tower befand, wollte ich Chicago dann auch am Tage von oben bestaunen.
412m hoch die Aussichtsplattform, im 103. Stock...das sollte es sein!
Nettes Gimmick obendrein, das Skydeck, bei dem es aufs Glas ging und der Blick nicht nur ins Rundherum genial war!






Mit Anstehen, Leute beobachten(willkommen im Selfie-Zeitalter) und natürlich dem Aufenthalt oben selbst, vergeht Einiges an Zeit. Die Sicht war gottseidank wettermäßig spitze.
Wieder unten, hatte ich dann abermals Spaß mich durch die Großstadtcanyons treiben zu lassen, wo es teils dunkel wie in der Nacht ist.



Mein nächstes anvisiertes Ziel: die Buckingham Fountain nahe dem Lake Michigan.
Wer kennts denn nicht, den aus der Serie "Eine schrecklich nette Familie" allseits bekannten Springbrunnen.
Heute aber noch ohne Wasserfontänen(März!), dafür aber mit finster aufziehenden Nebel, wie im Spielfilm "The Fog - Nebel des Grauens".





Der große Brand von Chicago, 1871, bei dem der Großteil der Stadt vernichtet wurde, begann am heutigen Fire Department.
Auch von hier hat man einen interessanten Blick auf die Stadt, wobei es abends hier wohl nicht ohne ist.



Irgendwann am späten Nachmittag landete ich wieder bei der `Holy Name Cathedral`, welche sich mang den Hochhäusern als schmucke, katholische Kathedrale präsentiert.
Die Stille und Besinnlichkeit im Inneren sagten mir mehr als zu.



Das Giordano! Hier bekommt der Hungrige die famous deep-dished Pizza.
Schmeckte mir neulich schon ausgezeichnet, als ließ ich mir einen Zweitversuch nicht nehmen.
Es ist immer voll, nicht ganz billig, aber halt lecker und gut!







Zur blauen Stunde lief ich noch verdauend nahe des Chicago River und brauste nach einem schönen Tag wieder zur Heimstatt.





Day 5: Dienstag, 15.3. - Schamlos!

Mit feinsten Crepés zum Frühstück, gings gestärkt, ich habe lange hin und her überlegt, zum Filmset von `Shameless` .
Die Gegend dort ist laut Internetrecherche nicht ungefährlich, doch irgendwie hatte ich auch Lust auf etwas Thrill.
Mit der Bahn bis Kedzie, dann lief ich immer Obacht waltend, 1 1/2 Blocks bis zum Haus der Gallaghers und deren verrückten Nachbarn.
Zu meinem Erstaunen war es total ruhig in diesem Gebiet, fast schon unheimlich.
Die richtige Hausbesitzerin, welche plötzlich vor dem Haus auftauchte, verwickelte ich neugierig in ein kurzes Gespräch, dann machte ich in aller Eile ein paar Bilder und war schließlich über alle Berge.


In den folgenden Stunden hielt ich mich nahe dem Michigan Lake auf, lief vielmehr nordwärts bis hoch zum Lincoln Park + Zoo.
Derselbe nimmt keinen Eintritt, auch nicht schlecht, zumal der jetzt gar nicht so minimalistisch mit Tieren ausgestattet ist.






Meine Füße waren gnädig mit mir, so pilgerte ich weiter, durch teils sehr schöne, angenehme Gegend, Kaffee und whatsapp hier, Geocaching da, Fotos und immerfort bis ich den großen, sehr sehenswerten Graveland Cemetery erreichte.


Hier zeigt sich gut die ethnologische Zusammensetzung der Bevölkerung Chicagos.
Viele Iren, Polen und Deutsche, was man anhand der Gräber und den entsprechenden Grabinschriften erkennen kann.
Nicht wenige bedeutende Persönlichkeiten fanden hier in oft großzügigen, teils tempelartigen Gruften und Grabstätten ihre Ruhe.








Abwechselnd mittels Bahn und Fußbus, stromerte ich weiter, wieder mehr Richtung Zentrum, also dem Loop. Häufig, so auch jetzt, wähle ich dabei Straßen, wo eher weniger los ist. Denn dort ist das Leben manchmal spannender als in den Touri-Spots.












Beim dark-ale Porter und einem Caesar`s Salad an der Bar ließ ich den Tag genüßlich zu Ende gehen.
Morgen gehts dann wieder gen Heimat.


Und der Letzte:

Irgendwie ist so ein letzter Tag vor dem Abflug (heute erst auf den späten Nachmittag) immer schwer zu händeln. Was macht man noch? Was schafft man noch?
Den Abflug zu verpassen, wäre der Supergau, also mal ganz sachte.
So entschied ich mich, mir die Nachbarschaft um das 2 Urns anzuschauen, zumal die Herberge mit der blue line direkt zum Flughafen sich für einen solchen letzten Tag dann auch gut anbot.


So bereute ich es letztlich nicht, hier mal das ein oder andere Auge zu riskieren. Alles ganz relaxt.
Und ich war um die Gewissheit reicher, daß Chicago eine tolle, sehr coole Stadt ist.