Mittwoch, 26. Februar 2014

Wanderung auf den Brocken: Der Heinrich Heine - Weg

"Auf die Berge will ich steigen, wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen und die stolzen Wolken jagen. Lebet wohl, ihr glatten Säle! Glatte Herren, glatte Frauen! Auf die Berge will ich steigen, lachend auf euch niederschauen."   Heinrich Heine
                                                           

Dienstag, 25.02.2014

Frühlingstemperaturen und Sonne satt veranlaßten mich zum wiederholten Male den Brocken zu besteigen. Daß ich das einmal im Monat Februar tun würde, hätte ich selbst nicht erwartet. Dem Klimawandel sei Dank!
Nach 2,5 h Autofahrt befand ich mich halb 8 in der Frühe am Wanderparkplatz im unteren Ilsetal startbereit. Weit und breit kein weiteres Gefährt, genau wie ich mir es wünschte.
Folgende Route wählte ich vorab:


Unteres Ilsetal

"Dein Haupt will ich benetzen mit meiner klaren Well`; du sollst deine Schmerzen vergessen, du sorgenkranker Gesell. Dies ist nun die Ilse, die liebliche, süße Ilse. Sie zieht sich durch das gesegnete Ilsetal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählich höher erheben. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand! Wie funkeln und blitzen ihre Diamanten!"
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")





Mich empfing ein laubfreier Wald, die Sonne versteckte sich noch größtenteils hinter den Bergen, doch herrschten bereits Plusgrade.



Am Ilsestein

"Man erzählt, im Ilsestein sei ein verwünschtes Schloß, in welchem die reiche Prinzessin Ilse wohnt, die sich jeden Morgen in der Ilse bade und wer so glücklich ist, den rechten Zeitpunkt zu treffen, werde von ihr in den Felsen, wo ihr Schloß sei, geführt und königlich belohnt!"
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")

Nach etwa 2km erreichte ich das Plateau des Ilsesteins. Die plätschernde Ilse immer in Hör- und Sichtweite. Niemand in der Nähe und der gelbe Fixstern fing an, mich zu wärmen.



Ilsefälle

"Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, so daß das Wasser hier wild emporzischt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft."
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")
















Der Heinrich Heine Gedenkstein, moosbegrünt, ließ mich kurz innehalten, bei den Ilsefällen ging es über Stock und Stein immer weiter bergauf.
Spätestens jetzt hatte das Sonnenlicht die Szenerie vollends im Griff. Glücklich darüber, kam ich alsbald an der roten Brücke und der Bremer Hütte an.




Die Rote Brücke

"Fröhlich stieg ich den Berg hinauf. Bald empfing mich eine Waldung himmelhoher Tannen, für die ich, in jeder Hinsicht Respekt habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden. Die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln die großen Granitblöcke umranken und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können."
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")

Durch Tannenschluchten, erstes Eis auf holprigen Wegen, führte mich die Wanderung weiter hoch bis zur Stempelbuche. Auch hier fand ich eine Schutzhütte vor, den berühmten Buchenstumpf erblickte ich nicht, dafür entschädigte ein gemütliches Picknick.






Nun erfolgte der eigentliche Brockenaufstieg, immer mehr Schnee zeigte sich am Wegesrand. Vereiste Flächen ließen mich nur gemächlich vorankommen.
















Die Hermannschaussee

"Überall schwellende Moosbänke, viele Steine sind von den schönsten Mossarten, wie mit Sammetpolstern bewachsen. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Tor bildend, übereinander, und oben darauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen."
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")

Herrliche Ausblicke fand ich bei der Hermannsklippe und nachfolgend der Bismarckklippe. Der Panoramablick ließ mich bei klarem Wetter den nördlichen Harz und die Eckertalsperre wunderbar überschauen.















Der Eiserne Tisch

"Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto zwergenhafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr zusammenzuschrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rotbeersträuche und Bergkräuter übrigbleiben. Die wunderlichen Gruppen der Granitblöcke sind oft von erstaunlicher Größe. Das mögen wohl Spielbälle sein, die sich die bösen Geister in der Walpurgisnacht zuwerfen, wenn hier die Hexen auf Besenstielen und Mistgablen einhergeritten kommen."
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")

Nun hieß es für mich, ab Höhe Eiserner Tisch, die Zähne zusammenzubeißen. Eine circa 2,8 km lange verschneite, glatte Strecke, vorbei am sogennannten Kleinen Brocken, mußte bewältigt werden. Nicht verzagen, lautete meine Devise, die Brockenspitze zeigte sich in unmittelbarer Nähe.


Kleiner Brocken

"Wenn man die obere Hälfte des Brockens besteigt, muß man an die große deutsche Nationaltragödie vom Dr. Faust denken. Ich glaube auch Mephisto muß mit Mühe Mühe Atem holen, wenn er seinen Lieblingsberg ersteigt, es ist ein äußerst erschöpfender Weg und ich war froh, als ich endlich das langersehnte Brockenhaus zu Gesicht bekam."
(Aus Heinrich Heine " Die Harzreise")

Der Brocken




Der Brocken ist mit einer Höhe von 1142 Meter die höchste Erhebung im Harz.
Ich hatte enormes Wetterglück, so genoß ich nach einem Mittagspäuschen beim Brockenwirt die weiten Aussichten ringsherum vom Rundweg auf dem Brockenplateau.




Hier oben war touristisch gesehen natürlich eine Menge los, die Brockenbahn brachte Gäste ohne Unterlaß, umso mehr freute ich mich auf den einsamen Abstieg.

Gelber Brink

Zuerst lief ich etwa 2,5 km auf asphaltiertem Grunde in nun südlicher Richtung auf der Heinrichshöhe, bevor ich anschließend in den Gelben Brink abbog.
















Jetzt befand ich mich im unberührten Harzer Urwald, immernoch auf schneebedecktem Pfade.



Die "Verdeckte Ilse" trällerte ihr plätscherndes Liedchen versteckt in der Nähe der Route. Ich lief eine ganze Weile, dann wiesen die Wegweiser vom Gelben Brink auf den Schlüsiebach hin.



Recht bald gelangte ich wieder auf dem Teilstück Ilsefälle des Heinrich Heine Weges. Die Sonne jetzt auf der Westseite, ging es auf bekanntem Grunde bis hinunter zum Zanthierplatz. Diesen übersah ich doch glatt beim Aufstieg am Morgen.

















Der Zanthierplatz

"Ich bin die Prinzessin Ilse und wohne im Ilsestein, komm mit nach meinem Schlosse, wir wollen selig sein. Der Ilsestein ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen waldbedeckten Berge, aber die vierte, die Nordseite ist frei und hier schaut man das unten liegende Ilsenburg und die Ilse, weit hinab ins niedere Land."
(Aus Heinrich Heine "Die Harzreise")

Via dem nett angelegten Naturpfad im unteren Ilsetal war ich dann nach knapp 9h und ungefähr 26 Kilometern im Gesamten, wieder am Parkplatz.
Im herrlichem Abendbrot verabschiedete ich mich vom schönen Harz.